Anstand im Netz. Digitale Kommunikation ethisch betrachtet
Anstand im Netz. Digitale Kommunikation ethisch betrachtet
Course offered by: | Prof. Johanna Haberer, Prof. Dr. Klaus-Dieter Altmeppen, Prof. Dr. Alexander Filipović, Prof. Dr. Christian Schicha, Prof. Dr. Thomas Zeilinger | ||
Offering University: | HfPh München, KU Eichstätt-Ingolstadt, Uni Erlangen-Nürnberg (FAU) | ||
Course Language: | German | ||
Subject Area: | Humanities and Cultural Studies | Free of Charge | |
Average Workload: | 16 hours | Free of Charge | Enrol |
Picture Credits: Susanna Endres |
What can you learn in this course?
In diesem Kurs erwerben Sie medienethische Fach- und Methodenkompetenzen, die für eine ethisch-verantwortungsvolle aktive Teilhabe am digitalen (Kommunikations-)Raum notwendig sind.
Was bedeutet das konkret? Nach Abschluss des Kurses ...
- ... nehmen Sie ethische Herausforderungen im digitalen Raum wahr (Wahrnehmungskompetenz).
- ... wägen Sie mögliche Perspektiven auf ausgewählte ethische Herausforderungen der digitalen Kommunikation ab und bilden sich ein eigenes, begründetes Urteil (Urteilskompetenz).
- ... richten Sie Ihr Handeln entsprechend ethisch getroffener Entscheidungen aus und können Ihre Handlungsweisen und Urteile gegenüber anderen begründen (Handlungskompetenz und Argumentationskompetenz).
- ... können Sie skizzieren, wie technologische und mediale Strukturen und Funktionen ausgewählte ethische Herausforderungen der digitalen Kommunikation bedingen und verstärken.
- ... sind Sie dazu in der Lage die Veränderungen durch digitale Technologien auf gesellschaftliche und kulturelle Prozesse zu analysieren, aus ethischer Perspektive heraus zu reflektieren und zu bewerten.
Outline
Hintergründe zum Kurs und Erläuterungen zum Kursablauf
"Digitale Revolution", "Digitale Transformation" ...: Nicht nur in den Medien, auch in der Wissenschaft und Politik überschlagen sich die Superlative, wenn über die Herausforderungen aber auch Chancen, die mit der Digitalisierung einhergehen, gesprochen wird. Entsprechende Schlagworte gilt es einerseits kritisch zu reflektieren, zugleich gilt es aber auch sensibel für gesellschaftlichen Veränderungen durch digitale Medien zu sein. So wirft die Digitalisierung auch für die noch relativ junge Fachdisziplin der Medienethik neue Fragestellungen auf, die es zu Beginn des Kurses aufzuzeigen und zu klären gilt.
Wer bin ich? Ausgehend von der Frage danach, was Identität ausmacht sowie einer knappen Vorstellung von verschiedenen (philosophischen, psychologischen und theologischen), wirft der Kurs einen Blick auf die Frage nach den Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen „Subjekt“ – „(digitalem) Medium“ – und „Welt“. Hierzu nimmt er zwei unterschiedliche Blickrichtungen ein: Einerseits soll untersucht werden, wie unser Alltag und unser „analoges Leben“ von digitalen Artefakten durchdrungen ist. Inwiefern prägen (digitale) Medien meinen Blick auf die Welt? Bin ich abhängig von meinen digitalen Helfern? Und was bedeutet „Allways On“ für mich und mein Leben?
Der Begriff „Digitale Identität“ beschreibt aus technischer Perspektive zunächst die Abbildung einer Person oder eines Gegenstands in einer eindeutig identifizierbaren Datenform. Doch woher kommen all die Daten? Was sagen diese (tatsächlich) über mich aus? Und inwieweit haben sie Folgen für mich, mein Leben und die Gesellschaft? Ausgehend von praktischen Beispielen wird auf die aktuellen Herausforderungen im Hinblick auf digitale Datenerfassung, auf Datenschutz und –sicherheit sowie die zentralen medienethischen Begrifflichkeiten Privatsphäre und Öffentlichkeit übergeleitet. Neben ethischen und theologischen Perspektiven auf die beiden Begriffe sollen auch rechtliche Grundlagen zur Europäischen Datenschutzgrundverordnung behandelt werden um aufzuzeigen, wie eng ethische Diskurse, netzpolitische Aktivitäten und rechtliche Bestimmungen zusammenhängen. Die Frage der unterschiedlichen Ebenen der Verantwortung wird anhand dieses Beispiels aufgezeigt. Dass neben Plattformanbietern und Politik jedoch auch die Internetnutzenden zunehmend Verantwortung tragen, soll dabei nicht ausgeblendet werden. Zentral hierfür ist der Begriff der „Privacy-Kompetenz“: Dieser wird im Rahmen des Kurses sowohl theoretisch diskutiert als auch praktisch umgesetzt, indem zahlreiche Hinweise und Übungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit den eigenen Daten direkt im Kurs integriert werden.
Wie „Fake News“ taucht der Begriff „Hate Speech“ regelmäßig in Kontext von Debatten zu Populismus und politischer Propaganda auf. Doch weshalb wird das Phänomen insbesondere im digitalen Raum so relevant? Ausgehend von technischen und medialen Hintergründen, den Theorien zur „Filterblase“ und „Echokammer“ sowie anschließenden Überlegungen etwa zum „Filter-Clash“ (Pörksen), sollen die Mechanismen des Netzes sowie deren begünstigende Wirkung auf extreme Ansichten sowie sprachlichen Entgleisungen reflektiert werden: Wie arbeiten Algorithmen, wie sind die Phänomene aus technischer Sicht einzuschätzen?). Eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema „Hate Speech“ erfolgt einerseits aus sprachethischer Perspektive, indem das Phänomen analysiert und diskutiert wird, andererseits aber auch ganz praktisch, indem relevante Initiativen, die sich gegen eine Verrohung des Diskurses im Netz einsetzen, vorgestellt und praktische Handreichungen zum Umgang mit „Hate Speech“ vermittelt werden. In diesem Kontext sollen auch die rechtlichen Rahmenbedingungen diskutiert sowie einfache Handlungsmöglichkeiten, wie etwa eine Meldung rechtlich-bedenklicher Inhalte bei der Internet-Beschwerdestelle aufgezeigt.
Fake News: Dieses Schlagwort dominiert bereits seit mehreren Jahren die Debatten, wenn es um digitale Kommunikation und Populismus geht. Doch was versteht man eigentlich unter Fake News? Und Was unterscheidet Fake News von klassischen Fälschungen und „Zeitungs-Enten“? Und weshalb gewinnt das Phänomen insbesondere im digitalen Raum an Bedeutung? Welchen Einfluss haben so genannte Social Bots auf gesellschaftliche Meinungsprozesse sowie bei der Verbreitung von Falschnachrichten? Anhand von aktuellen Beispielen aus digitalen Netzwerken versucht der Kurs diesen Fragen nachzugehen. Zugleich soll die kritische Medienkompetenz der Teilnehmenden gefördert werden, indem Handwerkszeug zur Identifizierung von qualitativ hochwertigem Journalismus vermittelt wird. Mit dem Phänomen der „Fake News“ ist auch die Frage nach der Glaubwürdigkeit von Journalismus und dem allgemeinen Medienvertrauen eng verbunden. Beide Begriffe werden im Hinblick auf aktuelle Tendenzen sowie die äußeren Rahmenbedingungen des Journalismus (etwa der Finanzierung) reflektiert und diskutiert. Hierbei stehen auch das Selbstbild des Journalismus sowie dessen grundlegende Werte wie „Wahrheit“ und „Wahrhaftigkeit“ im Fokus.
In einem abschließenden Ausblick möchte der Kurs als Wegweiser durch das Netz dienen: Es gibt bereits zahlreiche Initiativen und Einrichtungen, die eine Fülle an Material zu den Fragestellungen dieses Kurses bieten. Egal ob aus der Medienpädagogik, der Frühpädagogik, der politischen Bildung oder der Erwachsenenbildung - wir möchten hier einen Ort anbieten an dem Sie genau das Material finden, das Sie für Ihre persönliche Weiterbildung und Ihr eigenes Medienhandeln benötigen.
Course offered by
Professorin Johanna Haberer wurde 1956 in München geboren und studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Theologie. Nach ihrer ersten Pfarrstelle in Schongau/Obb. war sie von 1984 bis 1985 kommissarisch als Rundfunk- und Fernsehbeauftragte der Bayerischen Landeskirche beim Bayerischen Rundfunk tätig. Von 1985 bis 1989 arbeitete sie als Referentin für lokalen und regionalen Hörfunk im Evangelischen Presseverband für Bayern. Die Evangelische Funkagentur (efa) wurde unter ihrer Leitung aufgebaut. Stationen als Redakteurin bei der Evangelischen Filmgesellschaft EIKON von 1990 bis 1993 in München und als Chefredakteurin von 1994 bis 1997 des „Sonntagsblattes – Evangelische Wochenzeitung für Bayern“ folgten. Sie hält seit 1996 regelmäßig Rundfunkandachten. Von 1997 bis 2001 war die Theologin Rundfunkbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Seit 2001 ist Johanna Haberer Professorin für Christliche Publizistik an der Theologischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, von 2008 bis 2012 war sie deren Vizepräsidentin. Die Theologin war von 2002 an vier Jahre lang Sprecherin des „Wortes zum Sonntag“. Sie ist unter anderem auch Mitherausgeberin von Publik-Forum – Zeitung kritischer Christen.
Prof. Dr. Klaus-Dieter Altmeppen war Inhaber des Lehrstuhls für Journalistik II an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Nach dem Sommersemester 2022 verabschiedete er sich in den Ruhestand. Klaus-Dieter Altmeppen war 1998 bis 2002 Sprecher der Fachgruppe „Journalistik und Journalismusforschung“ und von 2010 bis 2014 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK), von 2009 bis 2011 Prodekan und von 2011 bis 2013 Dekan der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaft der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Journalismusforschung, das Redaktions- und Medienmanagement, die Unterhaltungsbeschaffung und –produktion, Medienökonomie und Medienorganisation, sowie das Themenfeld der Verantwortungskommunikation. Gemeinsam mit Kollegen gibt er die Zeitschrift Communicatio Socialis heraus.
Prof. Dr. Alexander Filipović ist Kommunikations- und Medienethiker. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Christliche Sozialethik an der Universität Wien. Bis Januar 2021 war er Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Medienethik an der Hochschule für Philosophie in München. Nach einem Studium der Kath. Theologie, Kommunikationswissenschaft und Germanistik promovierte er 2006 mit einer medienethischen Dissertation in Bamberg.
Der Ethiker, Theologe und Kommunikationswissenschaftler beschäftigt sich unter anderem mit der Ethik des Journalismus, der Fernsehunterhaltung und der Digitalisierung. Wesentlicher Schwerpunkt seiner Vorträge und Publikationen sind die Veränderungen und Herausforderungen des digitalen Wandels unserer Medien. Er betreibt einen Blog und gibt mit Kollegen die medienethische Zeitschrift Communicatio Socialis heraus. Neben der Beschäftigung mit medienethischen Themen forscht er zum philosophischen Pragmatismus.
Prof. Dr. Christian Schicha ist Professor für Medienethik am Institut für Theater- und Medienwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Nach seinem Studiem der Fächer Kommunikationswissenschaft, Germanistik/Literaturwissenschaft und Philosophie promovierte er an der Universität Essen im Fach Soziologie.
Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter war er an den Universitäten Essen (Soziologie), Dortmund (Philosophie und Politikwissenschaft), Düsseldorf (Philosophie) und Marburg (Mediewissenschaft) tätig. Forschungsstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Habilitation, Dr. phil. habil an der Philipps-Universität Marburg im Fach Medienwissenschaft. Professur und Dekan im Fach Medienmanagement sowie Akademischer Leiter und Pressesprecher an der Mediadesign Hochschule in Düsseldorf.
Prof Dr. Thomas Zeilinger ist der Beauftragte der Evang.-Luth. Kirche in Bayern für Ethik im Dialog mit Technologie und Naturwissenschaft mit Sitz in München. Von 2002 bis 2017 war er im Institut „persönlichkeit+ethik“ zu Themen ethischer Orientierung in beruflichen Kontexten tätig. Der evangelische Theologe promovierte 1998 zur Deutung transindividueller Phänomene („Zwischen-Räume. Theologie der Mächte und Gewalten“). In den Jahren 2002 bis 2005 begleitete er das Projekt „Vernetzte Kirche“ der Evang.-Luth. Kirche in Bayern wissenschaftlich. Seit 2007 ist Thomas Zeilinger als Lehrbeauftragter an der FAU tätig. 2010 wurde er mit der Studie „netz.macht.kirche. Bedingungen, Möglichkeiten und Aufgaben institutioneller Kommunikation des Glaubens im Internet“ habilitiert und 2011 zum Privatdozenten ernannt. Im März 2018 bestellte ihn die FAU zum außerplanmäßigen Professor.
Further authors
Prof. Dr. Susanna Endres ist Professorin für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik und Digitale Bildung an der Katholischen Stiftungshochschule München. Sie promovierte zum Thema "Medienethische Bildung im digitalen Zeitalter" an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU). Von 2017 bis 2023 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft, einer Kooperation der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und der Hochschule für Philosophie München sowie am Studiengang "Medien-Ethik-Religion" an der FAU. In diesem Kontext erarbeitete sie für die Virtuelle Hochschule Bayern verschiedene Online-Seminare zu den Themen "Medienethik", Werbeethik", Ethik der Digitalisierung" sowie "Ethisches Argumentieren".
Beate Laurenti absolvierte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt den flexiblen Bachelorstudiengang mit der Fächerkombination Germanistik und Philosophie. Nach dem Bachelor
arbeitete sie bis zu Beginn ihres Masterstudiums bei der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien in München. Seit Oktober 2018 studiert sie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg den Masterstudiengang Medien – Ethik – Religion.
Marion Meyerolbersleben ist Psychologin und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Lehr- und Lerninnovation der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg. Gemeinsam mit dem Team vom Bayerischen Kompetenznetz "Medien - Ethik - Bildung" hat sie bereits zahlreiche Online-Kurse zu medienethischen Themen erstellt.
Prof. Dr. Florian Höhne ist Inhaber des Lehrstuhls für Medienkommunikation, Medienethik und Digitale Theologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Im Jahr 2023 wurde ihm die Lehrbefähigung für das Fach Systematische Theologie durch den Fakultätsrat der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin zugesprochen, wo er auch von 2016 bis 2023 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Ethik und Hermeneutik tätig war. Zuvor arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Evangelische Theologie mit Schwerpunkt Systematische Theologie und theologische Gegenwartsfragen an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg, wo er 2014 seine Promotion zum Dr. theol. abschloss. Im Jahr 2016 erfolgte seine Ordination zum Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit arbeitete Höhne auch als Journalist. Er absolvierte in den Jahren 2007-2008 ein Volontariat an der Journalistenschule Ruhr, wo er in den Redaktionen der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung tätig war.
Target group
Digitale Medien gehen uns alle an - deshalb richtet sich der Kurs an eine breite Allgemeinheit. Von ganz besonderer Relevanz ist das Thema für ...- im pädagogischen Bereich Tätige.
- Medienschaffende.
- im kirchlichen Bereich Tätige.
Spezifisches Vorwissen ist für diesen Kurs nicht erforderlich.
Confirmation of participation
Sie können für diesen Kurs einen Teilnahmeschein erhalten, wenn Sie mindestens 75 % der gekennzeichneten Aufgaben erfolgreich absolviert haben.
Tipp:
Als Ergänzung zu diesem Kurs, der einen Überblick über ausgewählte Fragestellungen einer Ethik der digitalen Kommunikation gibt, empfehlen wir Ihnen nachfolgende OPEN-vhb Kurse: