Flexion der deutschen Gegenwartssprache

Course offered by: Prof. Dr. Stefanie Stricker
Offering University: Uni Bamberg
Course Language: German
Subject Area: Humanities and Cultural Studies Free of Charge
Average Workload: 14 hours Free of Charge Enrol
Picture Credits: Juli Retz Creative

What awaits you in this course?

Wir können uns gar nicht verständigen, ohne die Flexionsmorphologie einer Sprache zu beherrschen. Flexion bedeutet so viel wie ‘Beugung’. Es geht darum, wie wir die Wörter im Satz verändern, also biegen, damit sie zusammen einen grammatisch wohlgeformten Ausdruck bilden. Unsere sprachliche Expertise müssen wir tagtäglich beweisen – das geschieht zwar vollautomatisch, doch schnell gelangen wir an unsere Grenzen, wenn wir besondere Phänomene oder Problemfälle erklären sollen: Warum lautet es etwa tragen – trug, aber fragen – fragte und nicht frug? Bindet man jemandem einen Bär oder einen Bären auf? Wie kann es sein, dass die Vergangenheitsform von denken plötzlich dachte lautet?

Die Flexion lässt sich einem größeren Teilbereich zuordnen, nämlich der sogenannten Morphologie. Die Morphologie ist diejenige sprachwissenschaftliche Disziplin, bei der sich alles um die Form, Gestalt und Organisationsprinzipien von Wörtern dreht. In unserem Kurs richten wir den Blick darauf, wie wir aus Wörtern Wortformen bilden. Wie bilden wir also die Formen des Substantivs Zitronenbaum (wie Zitronenbaumes oder Zitronenbäume)? Welche Wörter können wir überhaupt abwandeln? Welche grammatischen Informationen markieren wir eigentlich? Der Kurs fungiert dabei als Komplement zum OPEN-vhb-Kurs „Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache“. Beide Kurse zusammen geben Ihnen einen umfassenden Einblick in alles, was Sie zur Morphologie wissen sollten.

In mehreren Kapiteln werden wir uns also den flexionsmorphologischen Grundlagen der deutschen Sprache widmen. Wir betrachten unter anderem, was Flexion ist, welche Wortarten es gibt, welche Wörter überhaupt flektierbar sind. Fokussieren werden wir die Flexion und Merkmale der Substantive, Adjektive und Verben. Hierbei wollen wir Sie auch zu einer Betrachtung zentraler sprachhistorischer Veränderungen des Deutschen einladen (zum Beispiel: Woher kommt der Umlaut? Wie hat sich die Substantivflexion entwickelt?). Viele Aspekte der Gegenwartssprache wie die oben genannten können wir nur dadurch erklären, indem wir den geschichtlichen Boden betreten. 

Zuletzt möchten wir Ihnen noch zeigen, wie Sie Flexionsmorphologie praktisch anwenden können – zum Beispiel im Unterricht. Wir konzipieren zu diesem Zweck einen Unterrichtsentwurf von der Planung bis hin zur Umsetzung und Bearbeitung von Aufgabenstellungen.

When you start the video, content from YouTube will be loaded, thereby transferring your IP address to YouTube.
Play video

What can you learn in this course?

Der Kurs vermittelt Ihnen umfassende Grammatikkenntnisse und insbesondere Wissen über (flexions-)morphologische Grundlagen des Deutschen. Hierdurch erfahren Sie, wie Wörter regelgeleitet gebildet und wie sie verändert werden, um korrekte Sätze zu bilden. Des Weiteren werden Sie für die deutsche Gegenwartssprache einschließlich ihrer Normprobleme und sprachlichen Zweifelsfälle sensibilisiert. Mittels sprachhistorischer Betrachtungen werden Sie dazu befähigt, die Ursachen dieser Probleme und Zweifelsfälle zu erkennen und sich begründet für oder gegen eine bestimmte Form zu entscheiden. Hierdurch wird auch die sprachliche Wahrnehmung geschärft und die persönliche Fähigkeit zur sprachlichen Konzeption gefördert. Diskussions- wie auch Analyseaufgaben sollen ferner dazu beitragen, neben Sprachbewusstsein und -gefühl auch das logische wie analytische Denken in Bezug auf Sprache zu fördern. Hierdurch gewinnen Sie an Souveränität im Umgang mit der eigenen Sprache, was in einer verbesserten praktischen Sprachanwendung mündet.

Outline

Der Kurs setzt sich aus den folgenden zwölf Kapiteln zusammen:

Kapitel 0: Organisatorisches
Kapitel 1: Einführung in die Morphologie
Kapitel 2: Flexionsmorphologische Grundlagen I: Zentrale Termini und Überblick
Kapitel 3: Flexionsmorphologische Grundlagen II: Die flektierbaren Wortarten im Deutschen
Kapitel 4: Flexionsmorphologie versus Wortbildungsmorphologie
Kapitel 5: Nominalflexion I: Schwankungen in der Kasusflexion
Kapitel 6: Nominalflexion II: Entwicklungen in der Numerusflexion
Kapitel 7: Nominalflexion III: Genus
Kapitel 8: Adjektive
Kapitel 9: Verbalflexion I: Starke Verben
Kapitel 10: Verbalflexion II: Schwache Verben
Kapitel 11: Verbalflexion III: Besondere Verben
Kapitel 12: Flexionsmorphologie praktisch angewandt: Ein Unterrichtsentwurf

Course offered by

Stefanie Stricker studierte Germanistik, Philosophie und Katholische Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster und schloss das Studium mit der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt für die Sekundarstufen I und II ab. An der Universität Münster erfolgte auch die Promotion mit einer Dissertation zu den althochdeutschen Glossen. Die Habilitation an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg widmete sich einem Thema der historischen Wortbildung. Ihre Forschungsarbeiten widmen sich zentralen Gebieten der deutschen Sprachwissenschaft, insbesondere historischen Fragestellungen. Seit Beginn ihrer Lehrtätigkeit ist ihr die Ausbildung der Lehramtsstudierenden ein ganz besonderes Anliegen. Stefanie Stricker ist zusammen mit Prof. Dr. Michael Rödel (LMU) Anbieterin der CLASSIC-vhb-Kurse „Gegenwartsdeutsch retrospektiv“ (seit Sommersemester 2018) und „Grundlagen der deutschen Wortbildungsmorphologie“ (seit Wintersemester 2020/21) sowie der smart-Einheit „Wortbildungsmorphologie am Beispiel Komposition“ (seit Wintersemester 2019/20). Zusammen mit Renata Szczepaniak bietet sie zudem den CLASSIC-vhb-Kurs „Sprachliche Zweifelsfälle“ (seit Wintersemester 2022/23) an.

Further authors

Marco Bruckmeier studierte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg im Bachelor Germanistik und Kommunikationswissenschaft. Danach wandte er sich im Master der Deutschen Sprachwissenschaft zu und schloss diesen Studiengang 2020 ab. Seitdem widmet er sich in Bamberg seinem Promotionsstudium und arbeitet am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Als Dozent hat er Seminare und Übungen zu Themen wie Flexionsmorphologie oder historische Sprachwissenschaft angeboten. Mit Stefanie Stricker hat er bereits den OPEN-vhb-Kurs „Deutsche Grammatik aktuell. Fit für Studium, Beruf und Alltag“ konzipiert.

Target group

Der Kurs richtet sich an alle, die daran interessiert sind, fundamentales Wissen über die Flexionsmorphologie der deutschen Sprache zu erwerben, dieses aufzufrischen oder auch zu vertiefen. Mit der Flexion wird ein Thema verhandelt, das für alle relevant ist, die Interesse an einer korrekten und reflektierten Sprachverwendung haben und das Regelwerk kennenlernen wollen. Insbesondere betrifft dies Schülerinnen und Schüler sowie (angehende) Studierende, die ihr aktives Wissen in einem grammatischen Kerngebiet vervollständigen oder erweitern wollen, Lehrende, die ihr Wissen sichern und Unterrichtsanregungen erhalten möchten, Auszubildende, die sich auf Eignungstests vorbereiten (z. B. Polizei, öffentliche Verwaltung, Luftverkehr), oder auch sprachlich interessierte Laien, die sich für Zweifelsfälle und Normunsicherheiten interessieren, welche ihnen im täglichen Leben begegnen.

Confirmation of participation

Sie können eine Teilnahmebestätigung für diesen Kurs erhalten, wenn Sie mindestens 70 Prozent der im Kurs enthaltenen Online-Tests erfolgreich bearbeitet haben.

License

All rights reserved

Keywords

Sprachwissenschaft, Linguistik, Flexion, Morphologie, Sprache