Ressourcenorientiertes Arbeiten

Im ersten Kapitel des kostenlosen Online-Kurses befassen wir uns mit den verschiedenen Bedeutungsebenen des Begriffs „Ressource“. Dabei grenzen wir „ressourcenorientiertes Arbeiten“ von „defizitorientiertem Arbeiten“ ab.

Beide Konzepte werden anhand eines kurzen Animationsfilms über den jungen Leo und seine Familie veranschaulicht: Mutter Ilona fühlt sich von zahlreichen „Baustellen“ im familiären Umfeld überfordert. Wir zeigen, wie sich ihre Situation aus dem defizitorientierten und aus dem ressourcenorientierten Blickwinkel darstellen lässt.

Wie Potenziale zu Ressourcen werden

Daraus abgeleitet, stellen wir Ihnen das Modell von Möbius vor, das Ressourcen als „Kraftquellen“ definiert: Hilfreiche Personen wie Familienangehörige, Nachbarn oder Sozialarbeiter*innen stellen Potenziale dar, mit denen sich Herausforderungen in Ilonas Familie leichter lösen lassen. Diese Potenziale werden zu Ressourcen, wenn Ilona sie tatsächlich zur Aufgabenbewältigung nutzt.

Ressourcenarten

Ressourcen können ganz unterschiedlicher Natur sein. Ilona kann zum Beispiel ihr Durchhaltevermögen als persönliche Ressource und ihre finanziellen Mittel als ökonomische Ressourcen betrachten. Beziehungen zu unterstützenden Personen hingegen stellen soziale Ressourcen dar. Wir differenzieren deshalb zwischen mehreren Ressourcenarten.

Was macht Ressourcenorientierung aus?

Anhand des Modells von Möbius wird verdeutlicht, dass Ressourcenorientierung eine klare Haltung darstellt, die mit entsprechenden Methoden verknüpft ist und Arbeitsweisen grundlegend beeinflusst. Anders als nach dem defizitorientierten Ansatz tritt Ilona bei der ressourcenorientierten Haltung nicht mehr als Hilfeempfängerin auf, sondern nimmt die Problemlösung aktiv selbst in die Hand.

Dies verdeutlicht die Vorteile von ressourcenorientiertem Handeln:

• Die Nachhaltigkeit der Problemlösung steht im Vordergrund.
• Menschen erleben sich beim ressourcenorientierten Ansatz nicht als passiv, sondern als selbstwirksam.

Vielen Menschen fällt es schwer, die eigenen Stärken zu erkennen. Mit Hilfe von Fachkräften, die gelernt haben, ressourcenorientiert zu arbeiten, lassen sich solche Ressourcen in Zusammenarbeit mit den Klient*innen oftmals leichter identifizieren. Wie positiv es sich auf den Alltag auswirken kann, wenn es gelingt, diese Kraftquellen nicht nur zu erkennen, sondern auch zu unterstützenden Ressourcen zu aktivieren, zeigt ein weiterer animierter Film über Leos Familie.

Doch wie lassen sich gefundene individuelle Ressourcen aktivieren und damit für Alltag und Beruf nutzbar machen? In vielen Fällen hilft es, diese zu visualisieren – zum Beispiel in Form von Mindmaps, Zeichnungen, Collagen oder Postern.

Das Kapitel schließt mit einem anschaulichen Beispiel aus Astrid Lindgrens „Michel aus Lönneberga“.

Ressourcenorientiertes Arbeiten kann in der Regel nur dann stattfinden, wenn sich ein Individuum in einem sozialen Kontext bewegt und dabei mit anderen Individuen interagiert.

In einem weiteren Animationsfilm wird verdeutlicht, dass die Ressourcen der Mutter Ilona allein wahrscheinlich nicht ausreichen werden, um die familiäre Situation zu verbessern. Es ist somit geboten, zusätzliche Ressourcen zu identifizieren und zu aktivieren.

Eine Chance bietet hier das Konzept der „Relationalen Sozialen Arbeit“ nach Früchtel, das darauf abzielt, die „richtigen“ Menschen zur Problemlösung zusammenzubringen, damit sich diese gegenseitig unterstützen können. Das ist aber nicht immer einfach: Weil sich viele Menschen dafür schämen, dass sie ihre Aufgaben nicht alleine bewältigen können, neigen sie dazu, nur Ressourcen innerhalb ihres eigenen Familienkreises zur Unterstützung hinzuziehen. Hier können sogenannte Genogramme als „Familienschatztruhen“ sowie Eco-Maps, VIP-Karten und Ressourcen-Karten helfen, bislang ungenutzte Potenziale zu erschließen.

Im vierten Kapitel des kostenlosen OPEN vhb-Kurses stellen wir Ihnen beispielhaft die ressourcenorientierte Arbeitsweise der sozialräumlichen Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Rosenheim vor. Dort wurde die gesamte Sozialarbeit am Fachkonzept der Sozialorientierung nach Fürst und Hinte ausgerichtet.

Eine Erkenntnis, die Sie aus diesem Kapitel gewinnen werden: Ressourcenorientiertes Arbeiten erfordert von Organisationen Flexibilität. Standardlösungen gibt es nicht.

Ressourcenorientierte Organisationen entwickeln sich also mit jeder Aufgabe nach dem Prinzip „form follows function“ weiter und sind streng an den konkreten Hilfebedürfnissen der Adressat*innen ausgerichtet.

Sie lernen, wie eine ressourcenorientierte Denkweise die Arbeit von Organisationen verändert. Dies spiegelt sich u.a. in den folgenden Bereichen wider:

• Teamorganisation
• Innovationsmanagement
• Perspektivenwechsel
• Partizipation

Erfahren Sie, welche Rolle kollegiale Beratungen und Fallbesprechungen in der ressourcenorientierten Arbeit von Organisationen spielen, um positive Veränderungen anzustoßen.

Der Begriff des Sozialraums bezeichnet ein Konzept der Sozialen Arbeit, das über den individuellen Einzelfall hinausgeht und darauf ausgerichtet ist, allgemein bessere Bedingungen für Menschen in schwierigen Lebenslagen zu schaffen. In diesem Rahmen differenzieren wir zwischen fallspezifischer und fallunspezifischer Arbeit. Wir erläutern die Unterschiede und zeigen im Folgenden auf, wie ressourcenorientierte Arbeit im Sozialraum positive Wirkung entfalten kann. Dabei kann es sich sowohl um die Unterstützung einzelner Menschen als auch um Stadtteilarbeit oder Sozialarbeit in ländlichen Kommunen handeln.

Von der Bürger*innenbeteiligung zu aktiven Sozialraumverbesserungen

Was sind „Mundöffnerfragen“? Wie führt man im Stadtteil erfolgreich „One-to-One“-Gespräche mit den Bewohner*innen, um Ressourcen zu aktivieren? Wie lassen sich Organisationen als „Schatztruhen“ in die Sozialraumarbeit einbinden? Wie können die gewonnenen Erkenntnisse aus der ressourcenorientierten Sozialraumarbeit in konkrete Sozialraumprojekte umgesetzt werden? Anhand von Beispielen aus der Nachbarschaftshilfe erfahren Sie, wie ressourcenorientiertes Arbeiten im Sozialraum zum Erfolg führen kann.