Hinführung zum wissenschaftlichen Arbeiten – Für Geisteswissenschaftler:innen mit Schwerpunkt Philosophie und Ethik

Die Begriffe „Wissen“ und „Wissenschaft“ sind weniger eindeutig, als es uns auf den ersten Blick vielleicht erscheinen mag. So unterscheidet sich wissenschaftlich fundiertes Wissen von Alltagswissen vor allem in den Methoden, die benutzt wurden, um es zu gewinnen. Die Methoden des Erkenntnisgewinns können, je nach Disziplin, sehr unterschiedlich sein – natur- und geisteswissenschaftliche Ansätze weichen stark voneinander ab. Die Naturwissenschaften werden jedoch aus unserem Kurs ausgeklammert. Dafür reflektieren wir, ob und inwiefern die Philosophie als Geisteswissenschaft bezeichnet werden kann.

Im ersten Kapitel des kostenlosen Online-Lernkurses erörtern wir auf Basis der Überlegungen zu den Begriffen „Wissen“ und „Wissenschaft“ die theoretischen Grundlagen geisteswissenschaftlichen Arbeitens. Wir überlegen, was wissenschaftliches Arbeiten ausmacht und stellen mit „Relevanz“, „Allgemeingültigkeit“ und „formaler Korrektheit“ die Kriterien vor, die sich für den Gewinn von gesicherten Erkenntnissen etabliert haben. Indem wir die philosophische Standarddefinition von Wissen heranziehen, kommen wir zu der praktischen Überlegung, dass gute Wissenschaft nicht behauptet, sondern begründet, argumentiert, prüft und kritisiert. Deduktive und induktive Schlüsse sind wichtige Werkzeuge in diesem Prozess.

Zuletzt geben wir Ihnen einen Überblick über die Methoden der Erklärung (wissenschaftstheoretische Methode, Sprach-/Begriffsanalyse) und des Verstehens (Hermeneutik, Phänomenologie, Dialektik), die in der Philosophie besonders häufig zur Anwendung kommen.

Nachdem im zweiten Kapitel besprochen wurde, wie man thematisch relevante Literatur recherchiert und sinnvoll verwaltet, geht es im dritten Abschnitt unseres kostenlosen Lernangebots darum, die gefundenen Texte zu lesen, zu verstehen und zu bewerten.

Im Umgang mit wissenschaftlicher Literatur wird Ihnen wahrscheinlich schnell auffallen, dass viele Texte sich Ihnen nicht so einfach erschließen – sei es, weil Sie mit unbekannten Fachbegriffen konfrontiert werden, die Satzstrukturen sehr komplex sind, der Stil unverständlich wirkt oder der Abstraktionsgrad sehr hoch ist. Doch lassen Sie sich davon nicht entmutigen. In unserem OPEN vhb-Kurs vermitteln wir Ihnen Lesestrategien und ‑kompetenzen, die Sie bei der Textarbeit unterstützen und Ihre Fähigkeiten hinsichtlich Textverständnis und
Textdurchdringung schnell steigern werden.

Dazu widmen wir uns zunächst der Technik des aktiven Lesens, bei der Sie sich auf Basis bestimmter Leitfragen einem Text Schritt für Schritt annähern. Außerdem geben wir Ihnen praktische Tipps für die Texterschließung (Farbcodierung, Umgang mit Fachbegriffen, Randnotizen etc.) an die Hand. Dabei ist es uns besonders wichtig, dass unsere Kursteilnehmer:innen verinnerlichen, dass das mehrfache Lesen eines Textes zum Verständnisprozess schlichtweg dazugehört.

Neben dem aktiven Lesen lernen Sie aber auch verschiedene Lesemethoden (wie Anlesen, Überfliegen, selektives Lesen, intensives Lesen) kennen. Dabei ist es nützlich zu wissen, welche Methode Sie zu welchem Zweck anwenden, um effizient und zeitsparend zu arbeiten. Darüber hinaus erhalten Sie einen ersten Einblick in sogenannte systematische Lesemethoden wie SQ3R oder PQR4R, in die Sie sich selbstständig tiefer einarbeiten können, wenn Sie sie für sich als nützlich einstufen sollten.

Wichtige Möglichkeiten, Texte nachhaltig für sich aufzubereiten, sind die Methoden des Exzerpierens und der Visualisierung. Dabei obliegt es Ihnen und Ihrer bevorzugten Lernmethode, für welche Möglichkeit Sie sich bei der Textarbeit entscheiden. In unserem Kurs lernen Sie mit strukturierten Zusammenfassungen und Mindmapping Techniken aus beiden Bereichen im Detail kennen, erhalten praktische Tipps und setzen sich mit anwendungsnahen Beispielen auseinander.

Zum Abschluss des Kapitels beschäftigen wir uns mit Argumentationslogik. Dieses Thema ist für den Verstehensprozess von philosophischer Literatur zentral, stellt die stringente Argumentation doch ein Kernstück geisteswissenschaftlichen Arbeitens dar. Bestimmte Positionen werden dargestellt, begründet und präventiv gegen mögliche Einwände verteidigt. Um eine gelungene Argumentation von reiner Rhetorik unterscheiden zu können, lernen Sie induktive und deduktive Argumente von Scheinargumenten zu unterscheiden und werden davor gewappnet, eigenen Fehlschlüssen aufzusitzen.